Freitag, 27. April 2012

Die Möwe Jonathan [Rezension]

Dieses Buch von Richard Bach wird von mir sehr gerne aus den Bücherfriedhofsreihen gezogen und das nicht nur deshalb, weil es wegen seiner überdurchschnittlichen Breite etwas weiter hervorsteht, als seine Nachbarn. Hiermit wird nämlich eines meiner absoluten Lieblingsbücher hervorgeholt.

Bei der Hauptfigur handelt es sich um die im Titel erwähnte Möwe namens Jonathan, der von seiner Sippe verstoßen wird, weil er die meiste Zeit damit verbringt im Fliegen die Perfektion anzustreben. Dies wird von den anderen vehement abgelehnt, weil bei ihnen das Fliegen einzig dem Zweck dient an Nahrung zu gelangen. Seine Akrobatik hingegen sehen sie als schlechten Einfluss für die ganze Gruppe an. Jonathan jedenfalls übt auch als Außgestoßener weiter und durchbricht dabei dann schließlich die ihm bekannte Wirklichkeitsebene. Zuerst glaubt er sich im Paradies, trifft aber dort auf weitere "aufgestiegene" Möwen und erfährt von ihnen, dass es noch viele weitere Ebenen gibt.So gibt er sich weiter einzig dem Fliegen hin um auch zu diesen durchzubrechen....

Die Handlung hört sich zwar in einer so kurzen Zusammenfassung eher banal an, das Werk wird aber durch die vielen philosophischen Gespräche zwischen den Möwen und der Grundmotivation schnell vom Kinderbuch zur Parabel. Zusätzlich ansprechend und eher ungewöhnlich sind die Schwarzweiß-Fotografien von Möwen, die fast soviele Seiten einnehmen wie der Text und die Handlung sehr schön ergänzen. In Summe berührt die Geschichte von Jonathan sehr und überträgt sehr viel Zuversicht auf den Leser (was ich zumindest bei mir selbst immer wieder behaupten kann).
















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Kein anderes Werk jedenfalls wurde von mir sooft wiederholt gelesen im Laufe der Jahre. So geht es bereits seit meinem 8ten Lebensjahr, aber erst vor wenigen Jahren ist mir ein Dialog der Möwen besonders ins Auge gefallen, der sich gut als abschließende Werbung für das Buch eignet:


" 'Du wirst mir sehr fehlen, Jonathan.'
'Schäm dich, Sullivan!' Sagte Jonathan vorwurfsvoll. 'Sei nicht töricht. Was üben wir denn jeden Tag? Wäre unsere Freundschaft von Raum und Zeit abhängig, dann taugte sie nichts mehr, sobald wir Raum und Zeit hinter uns lassen. Überwinde den Raum, und alles, was uns übrig bleibt ist Hier. Überwinde die Zeit, und alles, was uns übrig bleibt ist Jetzt. Und meinst du nicht auch, dass wir uns im Hier und Jetzt begegnen könnten?' "*


 *Richard Bach: Die Möwe Jonathan. Fotos von Russel Munson.Frankfurt am Main: Verlag Ullstein. 9.Aufl. 1993, S. 59 
** Foto aus dem Buch, von mir nochmals abfotografiert, S.42/43

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