Mittwoch, 1. November 2017

Was macht einen guten Thriller aus [Genregelaber]

Wie manch einem Leser aufgefallen sein mag befinde ich mich in letzter Zeit quasi schon verzweifelt auf der Suche nach einem guten Thriller. Von den letzten 8, die ich versucht habe, hat mir genau einer zugesagt und ich habe begonnen mich zu fragen, warum das bei mir statistisch genau in diesem Genre derart furchtbar ausfällt.


Witzigerweise gehörten Thriller bei mir in den letzten Jahren zu einem der Genres, das ich meistens außen vor lasse. Dabei bin ich generell sehr aufgeschlossen und es gibt wenig literarische Untergattungen, die ich nicht schätze. Ich habe nur bislang in der Richtung einfach schon soviele schlechte Erfahrungen gemacht, dass ich mich selten dazu durchringe einen neuen Titel zu versuchen. Da ich aber auch in diesem allseits wirklich sehr beliebten Genre Tipps geben möchte befinde ich mich wieder auf der Jagd und habe mir ein paar Gedanken gemacht.

Ein Thriller, wie das englische "Thrill" schon preis gibt, soll beim Leser zu einem "Schaudern" oder einer ähnlichen Sensation anregen. Es geht vorwiegend um die Spannung und schnelle Handlungsabfolgen. Die Subgenres sind zahlreich, der Übergang zum Krimi fließend. Der Psychthriller erfreut sich großer Beliebtheit, aber auch Polit-/Tech-/Wissenschafts-/Mystery-/Horror-/Erotik- und klassischere Crimethriller.

Eigentlich finde ich alle Unterkategorien interessant, habe aber einfach ein paar Ansprüche, die Thriller aber auch andere Bücher generell erfüllen müssen.


Plausibilität. Das Verhalten von Personen muss bei mir immer nachvollziehbar sein, ist ein Täter psychisch abnorm will ich eine stichhaltige Erklärung wie es dazu kommt. Ein offenes Haibecken mitten in Berlin mit Tigerhaien, die man nicht in Gefangenschaft halten kann, finde ich garantiert nicht plausibel.


Details. Details aller Art, seien sie noch so umfangreich habe ich recht gern, egal ob es sich dabei um forensische Berichte, ein psychologisches Gutachten oder eine wissenschaftliche Theorie handelt.


Blut. Blut stört mich überhaupt nicht, solange es nicht in reines Hack & Slay ausartet. Auch mit Gewalt komme ich klar. Dabei habe ich auch gerne forensische Details. Ich brauche es aber nicht zwingend blutig.



Deus Ex Machina. Ich finde es derart ermüdend wenn man weiß, dass es aus einer Situation keinen Ausweg geben kann, der Autor aber einfach einen an den Haaren herbei zieht. Dreimal erschossene Gegner, die sich selbst wieder ausgraben sind bei mir ein Tabu.
 

Sprachliche Beschränktheit. Ich weiß ein Thriller ist kein Roman, ein Thriller soll unterhalten. Ich will weder Austen noch Rilke, aber einen gewissen Stil, auch wenn dieser eher nüchtern und geradlinig verläuft, erwarte ich mir trotzdem. Inbegriffen sind für mich Dialoge. Unnatürliche Dialoge hasse ich in allen Büchern.


Seltsam verhaltende Tiere. Eigentlich gehört das zu Deus Ex Machina, aber ich erwähne sie separat, weil es mir in letzter Zeit sooft passiert ist, dass gerade Hunde sich unnatürlich verhalten und zu den Helden des Moments werden. Ein Hund, der zum Gedankenleser wird und einen Killer sofort erkennt ist für mich kein Spannungsheber.

Psycho ohne Psychologie. Viele Autoren haben eine Psychatrie nunmal noch nie von innen gesehen und verwechseln sie gerne mit Einrichtungen für geistig abnorme Rechtsbrecher. Sie verstehen nicht, dass schizophren nicht per se eine gespaltene Persönlichkeit bedeutet usw.


Überkonstruierte Personen. Gerade im Thriller- und Krimibereich ist es üblich einen kauzigen Kommissar oder exzentrischen Agent einzusetzen. Völlig ok, solange die Figuren nicht zu künstlich wirken. Eine Detektivin, die ganzkörpertätowiert ist und in Reimen spricht finde ich nicht mehr natürlich.


Gestern habe ich mich schließlich auf eine Recherche quer durchs Netz begeben, ausgehend von den Autoren, die mich bislang überzeugen konnten. Dazu zählen etwa Thomas Harris, Gillian Flynn, Stephen King. Dann habe ich jene Titel rausgepickt, die auf GoodReads Bewertungen über 4 Sterne genießen und in die engere Auswahl gesteckt. Diese werde ich in nächster Zeit lesen. Ich weiß, das ist womöglich auch nicht das Maß aller Dinge, aber ich bin es wirklich leid andauernd Bücher abbrechen zu müssen.


Ich bin aber gerne offen für allerlei Tipps, solange die obigen Punkte eingehalten werden. Hat jemand schon etwas von den ausgewählten Büchern gelesen? Habe ich einen wichtigen Klassiker in der Art vergessen?

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